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10.02.22 –
Auf seiner Januar-Sitzung begrüßte der Gemeinderat Forstrevierleiter Bernd Niederer und Forstbezirksleiter Philipp Schweigler zur Feststellung des Waldbewirtschaftungs- und Nutzungsplanes für das Forstwirtschaftsjahr 2022. Eindrucksvoll zeigten die Experten mit Luftaufnahmen Schäden im Wald, die man als Wanderer von unten gar nicht sehen kann. Durch die drei Hitzesommer 2018-2020 sind die Kronen großer Buchen abgestorben. Herr Schweigler zeigte exemplarisch eine Luftaufnahme des Bannwaldes im Staatswald Maulbronn südlich von Illingen mit ähnlichen Schäden der Buchenkronen wie in unseren Wäldern, woraus er schließt, dass diese Trockenschäden von der Bewirtschaftungsart unabhängig seien. Förster Niederer prognostizierte, dass, bedingt durch den Klimawandel, Buchen in Zukunft wahrscheinlich nur noch 20 Meter anstatt den heute üblichen 30 Metern hoch wachsen werden. Er zeigte Fotos von den Aufräumarbeiten nach dem Herbststurm Ignatz und berichtete vom Zielkonflikt, einerseits möglichst viel Totholz als wichtigen Bestandteil des Ökosystems im Wald zu belassen, andererseits die große Holznachfrage zu bedienen.
Gemeinderat Gerhard Welker bedankte sich für die Grüne Fraktion bei unseren Förstern für ihre Arbeit und den informativen Vortrag. Der vorliegende Waldbewirtschaftungsplan zeigt, dass die Einnahmen aus Holzverkauf mit 73.000 Euro im letzten Jahr im Grunde „Peanuts“ sind im Vergleich zur Arbeitsleistung, die der Wald für Wasserspeicherung, Klimaregulierung, Kühlungsfunktion im Sommer, CO2-Speicherung, Artenvielfalt, Naherholung, etc. erbringt. Leider werden diese Leistungen des Waldes in Wirtschaftsplänen nicht erfasst. Welker bat unsere Förster um ihre Einschätzung bzgl. der Forderung von Prof. Ibisch (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) nach einem sofortigen Einschlagsmoratorium. Prof. Ibisch fordert in der Stellungnahme mit dem Titel „Ökologischer Zustand und Umbau der Wälder zur Förderung von Klimaresilienz und Biodiversität“ anlässlich der 89. Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit des Deutschen Bundestages: „Die aktuellen Nutzungsformen gehören auf den Prüfstand. In naturnahen und vor allem älteren Laubmischwäldern muss ab sofort ein Einschlagsmoratorium verhängt werden. Dies muss gelten, bis klarer wird, wie die Wälder auf die aktuelle Periode von Extremwitterungen reagieren und wie v. a. unterschiedliche Bewirtschaftungsweisen die Waldvulnerabilität erhöhen.“ Konkret fragte Welker die Förster nach dem Sinn von Durchforstungsmaßnahmen, die den Wald lichter machen und somit die kühlende Selbstschutzfunktion des Waldes gegen starke Sonneneinstrahlung schwächen.
Herr Schweigler antwortete darauf, dass ihm in dieser Diskussion der Aspekt der Holznutzung als ökologischen Werkstoff, z. B. als Baumaterial fehle. Ein Vergleich mit südlichen Ländern zeige, dass Einzelbäume sehr gut auf heiße Temperaturen angepasst seien.
Der Wunsch des Gemeinderates, die Waldfläche durch Neuaufforstung zu vergrößern, ist bisher leider an Widerständen von Behörden und Eigentümern von Flächen, die an Wälder angrenzen, gescheitert.
Wir begrüßen, dass unsere Förster bereits seit vielen Jahren auf Laubmischwälder anstatt Monokulturen, Naturverjüngung, Totholz, Habitatbäume und den Schutz alter Bäume setzen. Die Frage ist, ob diese Maßnahmen ausreichen, um die Widerstandsfähigkeit des Waldes so zu steigern, dass er die Folgen des Klimawandels mit Extremwetterereignissen wie Hitzeperioden abpuffern kann oder eine weitere Extensivierung der Waldnutzung wie von Prof. Ibisch gefordert, nötig ist. Wir freuen uns auf weitere Diskussionen mit unseren Förstern.
Kategorie
2022 | Finanzen | Gemeinderat | Umwelt