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28.11.19 –
In der Gemeinderatssitzung am 28. November 2019 präsentierten Forstbezirksleiter Philipp Schweigler und Revierleiter Bernd Niederer die Forstneuorganisation und den Waldbewirtschaftungsplan für das Jahr 2020. Außerdem blickten sie mit Sorge auf die letzten beiden viel zu trockenen und zu heißen Jahre zurück, die im Wald großen Schaden verursachten. In Zeiten der Klimaerhitzung mit außergewöhnlich heißen Sommern und langen Trockenzeiten müsse man sich darauf einstellen, künftig beispielsweise Buche und Fichte durch Eiche, Esskastanie und Elsbeere zu ersetzen, um einen hitzeresistenten und gesunden Wald zu haben.
Gemeinderat Drabant von den Grünen Mühlhausen dankte den Forstfachleuten für Ihre ökologisch und umweltfachlich sehr gute Arbeit, die von den Grünen sehr begrüßt wird. Drabant merkte außerdem an, dass das Bundeskabinett im Oktober 2007 die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt verabschiedete, wonach bis zum Jahr 2020 fünf Prozent der Waldfläche Deutschlands einer natürlichen Entwicklung überlassen werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sieben bis zehn Prozent des öffentlichen Waldes dauerhaft aus der forstlichen Nutzung genommen werden.
In diesem Zusammenhang fragte Gemeinderat Drabant die Forstfachleute, wie weit diese Strategie in Mühlhausen bereits umgesetzt wurde. Forstbezirksleiter Schweigler und Revierleiter Niederer zeigten sich für das Vorhaben sehr aufgeschlossen und teilten mit, einen Plan zur Umwidmung von Teilen des kommunalen Waldes in Naturwald zu erarbeiten.
Daher stellten die Grünen den Antrag, bis zum Ende des Jahres 2020 sieben Prozent der kommunalen Waldflächen in Naturwald zu überführen, der dauerhaft aus der forstlichen Nutzung genommen wird. Bürgermeister Spanberger wird diesen Antrag auf die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung im kommenden Februar setzen.
Im Gemeinderat wurde dieser Antrag intensiv diskutiert. Insbesondere die Befürchtung des Borkenkäferszenarios, wonach ein sich selbst überlassener Naturwald Tür und Tor für Schädlinge öffnen könnte, wurde von Forstbezirksleiter Schweigler und Revierleiter Niederer entkräftet, denn auch ein Naturwald steht unter ständiger Beobachtung und hat außerdem für den gesamten Wald eine äußerst positive Wirkung. Denn in der klassischen Waldbewirtschaftung ohne Naturwald werden die Bäume des Waldes bereits in der sehr frühen Lebensphase genutzt. Insbesondere für die biologische Vielfalt und die Gesunderhaltung des Waldes ist aber die zweite Lebenshälfte der Wälder sowie die Alterungs- und Zerfallsphase von entscheidender Bedeutung. Erst hier entstehen in ausreichender Häufigkeit diejenigen Lebensraumstrukturen, auf die eine große Zahl von waldbewohnenden Arten angewiesen ist und die dem gesamten Wald angemessene ökologische Stabilität verleihen.
Gerade in Zeiten der sich immer ausgeprägter abzeichnenden Klimaerhitzung sind eine hohe Biodiversität und ein ökologisch gesunder und stabiler Wald von höchstem Wert sowohl für die wirtschaftliche Nutzung als auch für die Biodiversität und Gesundheit des Waldes.
Wissenschaftlich ist es mittlerweile unbestritten, dass ungenutzte Naturwaldflächen für den langfristigen Erhalt der biologischen Vielfalt und die ökologische Stabilität eines Waldes unabdingbar sind. Ob ein Anteil von 5 % oder 10 % des Waldes ausreicht, kann erst in Zukunft bewertet werden, wenn das vollständige charakteristische Arteninventar und der Zustand unserer Wälder nicht mehr in seiner Existenz bedroht ist.
Die grünen Gemeinderäte sind sich daher sicher, dass ihr Antrag im Februar die nötige Mehrheit im Gemeinderat erhalten wird. Denn auch in den anderen Fraktionen ist die Erkenntnis vorhanden oder inzwischen gereift, dass der Wald gerade in Zeiten eines rasant voranschreitenden Klimawandels mehr denn je zu schützen ist. Wir begrüßen sehr, dass auch andere Fraktionen im Gemeinderat sich beispielsweise in Beiträgen in der Gemeinderundschau – wie zuletzt in der Rundschau in der vergangenen Woche geschehen – zu diesem Thema äußern und hoffen, dass das geschriebene Wort dann auch zum aktiven Wald- und Klimaschutz und insbesondere zur Unterstützung unseres Antrags führen wird.
Kategorie
2019 | Gemeinderat | Umwelt