Interessantes aus Mühlhausen-Rettigheim-Tairnbach

Klimawandel, Klimagerechtigkeit und politische Verantwortung

Diskussion zwischen Mühlhäuser Bürgern und „Fridays for Future“-Aktivisten

26.04.23 –

Am 19. April fand im Bürgersaal in Mühlhausen eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Klimaschutz und Klimagerechtigkeit statt. Hierzu hatte der Ortsverband von B90/DIE GRÜNEN unter dem Titel „Mühlhausen meets Fridays for Future“ eingeladen. Zahlreiche Besucher aus Mühlhausen und der Umgebung nahmen an der Veranstaltung teil, die von Kreisrat Dr. Oliver Nürnberg moderiert wurde.  Aus Wiesloch durften wir Nils und Freddy , zwei aktive Mitglieder der dortigen Ortsgruppe von Fridays for Future (FFF), begrüßen.

Im Fokus der Veranstaltung stand die Frage, wie die Bevölkerung und Politik für die Klimakrise sensibilisiert werden können, um die erforderlichen Veränderungen zu erreichen. Es wurde auch über die Protestmethoden von Klimaaktivisten diskutiert. Zu Beginn stellten die Vertreter von Fridays for Future ihre Bewegung und Ziele vor. Dabei unterstrichen sie die Forderung nach „Klimagerechtigkeit“. Der Begriff der Klimagerechtigkeit beinhaltet, dass jeder Mensch das Recht hat, in einer Umwelt zu leben, die frei von den schädlichen Auswirkungen des Klimawandels ist. Es geht darum, die ungleiche Verteilung der Verantwortung für den Klimawandel und seine Auswirkungen auf Menschen und Gemeinschaften weltweit anzuerkennen und auszugleichen. Klimagerechtigkeit fordert die Übernahme der Verantwortung für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und zielt darauf ab, Lösungen zu finden, die die Schwächsten schützen und eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen, die auch die Bedürfnisse zukünftiger Generationen berücksichtigt.

Die Anwesenden diskutierten intensiv darüber, ob ein außerparlamentarischer Protest eine gute Möglichkeit ist, um politischen Druck auszuüben. Dabei wurden die Unterschiede zu anderen Protesten, wie beispielsweise der 68er-Bewegung, deutlich. Die Frage, wie FFF zur „letzten Generation“ stehe, wurde damit beantwortet, dass die Ziele identisch seien, aber die Formen, wie man diese erreiche, unterschiedlich seien. Beide Protestformen hätten jedoch ihre Berechtigung. Auf die Frage, warum FFF nicht in der Kommunalpolitik aktiv sei, erklärten FFF, dass auf kommunalpolitischer Ebene der Kampf gegen den Klimawandel nicht gewonnen werden könne. Auch sei Kommunalpolitik nur schwer mit Studium und Schule für junge Menschen vereinbar. Dennoch agiere FFF kommunal, zum Beispiel in Wiesloch mit Aktionen wie dem „Festival für Future“ oder der Utopia-Aktion „Was wäre wenn?“

Ein interessanter Austausch entspannte sich auf die Frage aus dem Publikum, ob FFF im Klimawandel auch einen Generationenkonflikt sehe. Nils und Freddy erklärten, dass es teilweise schon schwierig sei, mit dem Thema Klimagerechtigkeit auf Verständnis zu stoßen. Das werde zum Beispiel bei lokalen Aktionen der Gruppe in Wiesloch deutlich, wo Mitglieder von FFF beschimpft würden. Ein Dialog und Austausch von Positionen sei mit diesen Mitbürgern häufig leider nicht mehr möglich. In Deutschland herrsche auch oft die Vorstellung, dass der notwendige Wandel ohne Verhaltensänderungen oder Einschränkungen erreicht werden könne, bzw. dass die Auswirkungen der Klimaveränderung nur andere Länder betreffen würden. Dass dies nicht der Fall ist, zeigen die Flutkatastrophe im Ahrtal, niederschlagsarme Winter und Hitzesommer. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass der Klimawandel zu einer Zunahme von Migrationsbewegungen führen wird.

Ein weiteres Thema, das die Diskussion polarisierte, war die Rolle der GRÜNEN. Fridays for Future kritisiert die Partei stellenweise hart und wirft ihr vor, nicht genug für den Klimaschutz zu tun. Die Vertreter von Fridays for Future unterstrichen jedoch, dass sie nicht die Jugendorganisation der GRÜNEN seien und dass Politik Kritik auch aushalten müsse. Dass in einer Koalitionsregierung mit drei ganz unterschiedlichen Parteien auch Kompromisse gemacht werden müssten, sei FFF bewusst. Da aber die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen nicht ausreichen, um den 1,5-Grad-Pfad einzuhalten, sei es wichtig, dass auch der Druck von außen auf die Politik nicht nachlasse.

Der OV Mühlhausen bedankt sich ganz herzlich bei Nils und Freddy für die offene Diskussion und den regen Meinungsaustausch. Es war gut, die verschiedenen Perspektiven kennenzulernen und darüber zu diskutieren, wie man gemeinsam für den Klimaschutz voranbringen kann. Fridays for Future betonte zum Schluss, dass sie auch weiterhin kämpfen werden, selbst wenn das Ziel, den Klimawandel auf 1,5 Grad zu begrenzen, nicht erreicht werden sollte. (whg)

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